Ein Freimaurer ist Mitglied im erfolgreichsten Netzwerk der Weltgeschichte. Freimaurer brauchen dabei grundsätzlich den freien Menschen. Daran knüpfen Freimaurer an. Und nicht Freimaurer verändern den freien Menschen, sondern er sich selbst – die Freimaurerei reicht nur Werkzeuge zur Selbsterkenntnis und Selbstverbesserung.
Freimaurer bewahren – ganz allgemein ausgedrückt – ethische Werte. Diese werden durch das Miterleben der Rituale und im solidarischen Leben der Brüder erfahrbar und spürbar gemacht. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Humanität in einem großherzigen Sinn und Toleranz kann man durchaus als erstrebenswerte Freimaurer-Tugenden bezeichnen. Aber um hier gleich einem Missverständnis vorzubeugen: In den Logen gibt es keine Ideologie, vor allem keine, die das eigenständige Denken ersetzen möchte und könnte. Niemals kann Freimaurerei auch nur in die Nähe einer Diktatur der Gesinnung gerückt werden, somit etwas „im Namen der Freimaurer“ geschehen; der einzelne Bruder mit seinem Willen, aus sich einen besseren Menschen zu formen, das „Gute noch besser zu machen“, ist, was zählt. Nicht die Großloge, nicht die einzelne Loge vor Ort kann etwas bewegen. Es ist der einzelne Freimaurer, der sich engagiert und der willens ist, seine gebildeten mitmenschlichen Fähigkeiten in der Gesellschaft oder in seinem direkten Umfeld gestaltend-schöpferisch einzubringen. Und ja, die Loge bietet einen geschützten Platz, einen Rückzugsort für den Einzelnen. Der Mensch benötigt einen Ort der Ruhe, des Zurückgezogenseins vom Lärm der Welt, der kontemplativen Einkehr, um eben im Getöse der Welt verändernd wirken zu können. In Zeiten von Absolutismus, Folter und Zensur war die Loge Keimzelle für freies Denken und geschützte Vernetzung unter den Brüdern, und ist es natürlich mit anderen Vorzeichen auch noch heute. Kein Wunder, dass die freimaurerische Symbolik begeistert von der wachsenden Demokratiebewegung und dem gesellschaftlichen Emanzipationsprozess aufgenommen worden ist. Dichter und Philosophen wie Johann Gottfried Herder und Gotthold Ephraim Lessing waren überaus engagierte und sehr aktive Freimaurer, denen es gelungen ist, die Symbolik auf die Gesellschaft zu übertragen. Man baute dann im übertragenen Sinne am „Tempel der Humanität“, am „großen Bau der Menschenliebe“.